Biber

Castor fiber


 

Der streng geschützte Biber galt durch seine starke Bejagung im 19.Jahrhundert in Deutschland als fast ausgerottet. Inzwischen haben sich die Bestände durch Schutz- und Auswilderungsmaß-nahmen erholt. In Deutschland leben wieder mehr als 30.000 Biber, davon das größte Vorkommen in Bayern mit ungefähr 20.000 Tieren und 5.500 Revieren, in Hessen wurden in 2016 ca. 180 Reviere dokumentiert. Auch im Odenwald ist der der nützliche Nager wieder heimisch geworden mit Vorkommen z.B. an der Mümling, Gersprenz, am Oberlauf des Finkenbachs und am Marbachstausee.

 

Das größte Nagetier Europa´s wird bis zu 1 Meter lang, bis zu 30 kg schwer und bis zu 20 Jahre alt. Sein breit abgeflachter, beschuppter Schwanz dient ihm als Ruder, Stütze beim Sitzen, Fettspeicher im Winter und Alarmanlage bei Gefahr. Durch Klatschen mit dem Schwanz auf die Wasseroberfläche warnt der Biber seine Artgenossen.

 

Der Körper des Bibers ist perfekt an den Lebensraum Wasser angepasst. Eine isolierende Luftschicht zwischen der dichten Unterwolle und den oberen langen Grannenhaaren seines Felles dienen ihm als Wärmeschutz und zum Auftrieb beim Schwimmen. Er besitzt Schwimmhäute an den Hinterpfoten, kann Nase und Ohren beim Tauchen verschlossen halten und eine transparente Nickhaut schützt die Augen unter Wasser. Tauchgänge bis zu 20 min sind möglich.

 

Der ursprüngliche Lebensraum des Nagers sind naturnahe Fluss- und Auenlandschaften, heutzutage jedoch muss der reviertreue Biber notgedrungen auch auf stark vom Menschen veränderte Fluss- und Bachläufe ausweichen, die er durch den Bau seiner Burgen und Dämme zu neuen abwechlungs- und artenreichen Lebensräumen umgestaltet.

 

Biber verhalten sich extrem territorial, sodass Rivalen vehement vertrieben werden, was bisweilen mit einer Entscheidung auf Leben und Tod endet. Innerhalb der Reviere bleibt hierdurch die Anzahl der Tiere fast gleich und schließt eine Übervermehrung des Bibers aus. Je nach Qualität des Biotops belegt eine Biberfamilie, bestehend aus dem Elternpaar, den Jungen vom Vorjahr und dem aktuellen Nachwuchs ein Revier von ca. 1-3 km Uferlänge. Männchen und Weibchen markieren die Reviergrenzen mit einem markanten Drüsensekret, dem Bibergeil.

 

Der Biber fällt Bäume indem er die Stämme rundum benagt, sodass dabei die typische Sanduhrform entsteht. Dies bewerkstelligt er mit seinen bis zu 3,5 cm langen messerscharfen, ständig nachwachsenden Nagezähnen, die mit einer extrem harten orangefarbenen Schmelzschicht überzogen sind und einer ausgeprägten Kiefermuskulatur. In der Wahl der Bäume bevorzugt der Biber Weichhölzer wie Weiden und Pappeln, die meist im Folgejahr aus den Baumstümpfen wieder ausschlagen. Der Biber ist ausschließlich Pflanzenfresser und ernährt sich hauptsächlich von der Rinde der Äste, von Zweigen, Knospen und Blättern, Sumpf- und Uferpflanzen, Schösslingen, auch Gräsern und Schilf, sowie gelegentlich auch von Ackerfrüchten wie z.B. Zuckerrüben. Für den Winter legt er Vorräte auf Nahrungsflößen an, die auch bei geschlossener Eisdecke vom Bau aus unter dem Wasser erreichbar sind.

 

Die dämmerungs- und nachtaktiven Biber legen in ihrem Revier oft gleich mehrere Wohnbaue an, die aus zahlreichen Gängen und einer Wohnhöhle bestehen, deren Eingang unter der Wasseroberfläche liegt oder als Erdbau am Gewässerufer angelegt wird. Verwendung dabei finden verschiedenste Materialien wie Äste, Zweige, Stämme, Steine, Schlamm. Sinkt der Wasserstand wird dieser mit dem Bau von Dämmen reguliert, damit der Eingang der Behausung immer unter Wasser bleibt und ein sichernder Wasserbereich um die Biberburg herum gewährleistet ist. Durch die zeitweisen Überschwemmungen entstehen wertvolle Feuchtbiotope, Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Schwarzstorch, Fischotter, verschiedene Frosch- und Molcharten sowie zahlreiche Fisch- und Libellenarten fühlen sich im Biberlebensraum wohl.